Redewendung

Jemandem "nicht das Wasser reichen können" – woher kommt das?

Stand
AUTOR/IN
Gábor Paál
Gábor Paál

Audio herunterladen ( | MP3)

Im Mittelalter aß man mit den Fingern

Der Ausdruck kommt aus dem Mittelalter. Damals hat man bekanntlich noch mit den Fingern gegessen. Das Essbesteck, wie wir es heute kennen, hat sich erst allmählich ab dem 17. Jahrhundert durchgesetzt.

Im Mittelalter haben durchaus auch die besseren Stände mit den Fingern gespeist. Weil diese dabei aber fettig und schmutzig werden, wurden zum Essen auch Wasserschalen gereicht, in denen man die Finger zumindest vom Gröbsten reinigen konnte.

Nach dem Essen Wasserschale für die fettigen Finger reichen

Der Adel beauftragte mit dieser Reichung des Wassers wiederum seine Tischdiener. Das Reichen einer Wasserschale ist nun einerseits keine besondere anspruchsvolle Tätigkeit. Aber sie verlangt natürlich, dass derjenige an der Tischgesellschaft einigermaßen vorzeigbar ist. Wem man nicht einmal zutraute, seinem Herrn das Wasser zu reichen, war generell zu nicht viel zu gebrauchen.

Diese Herkunft ist insofern interessant, weil der Ausdruck "jemandem das Wasser reichen können" heute ja meist in der Bedeutung verwandt wird: Mit jemandem auf Augenhöhe sein bzw. es im Wettstreit mit jemandem aufnehmen können. Wer dir nicht das Wasser reichen kann, ist einfach nicht so gut wie du.

Darum ging es aber früher gar nicht. Selbst der Knappe, der seinem Herrn die Wasserschale reichen konnte, war damit mit ihm ja noch lange nicht auf Augenhöhe; er war immer noch Diener seines Herrn. Es war eher ein Unterscheidungsmerkmal innerhalb der Dienerschaft. Wer das Wasser reichen konnte, war höher angesehen als derjenige, der es nicht reichen konnte.

Redewendung "Mach keine Fisimatenten!" – Woher kommt der Ausdruck?

Viele kennen die Geschichte, dass es sich um eine französische Einladung ins Zelt handele: Visite ma tente! – Das ist aber nicht der Ursprung. Von Rolf-Bernhard Essig

Redewendungen Der kann mich mal kreuzweise – woher kommt die Redensart?

"Am Arsch lecken" hieß früher "im Arsch lecken" – eine ganz böse Art und Weise, um jemanden zu beleidigen und herabzusetzen. Von Rolf-Bernhard Essig

SWR2 Impuls SWR2

Redewendung Brennt mir etwas "auf den Nägeln" oder "unter den Nägeln"?

Das hängt davon ab, ob man lieber die Rolle des Mönchs oder eines mittelalterlichen Folteropfers annehmen möchte. Denn die beiden Versionen haben unterschiedliche Ursprünge. Von Rolf-Bernhard Essig

Derzeit gefragt

Tiere Überlebt eine Weinbergschnecke, wenn man versehentlich ihr Haus zertritt?

Das Haus einer Schnecke ist mit ihrem Körper verwachsen. Darum kann eine Weinbergschnecke nicht ohne Haus überleben. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Insekten Wie hoch können Fliegen fliegen?

Kleine Insekten, die man Luftplankton nennt, wurden in 8.000 Metern Höhe gefunden. Aber sie fliegen dort nicht gezielt hin, sondern werden von Winden erfasst. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Gesundheit Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?

Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

Tiere Warum schreien Hühner, nachdem sie ein Ei gelegt haben?

Hühner haben ständig zu allen Situationen irgendwelche akustischen Kommentare abzugeben; sie sind ständig in akustischer Kommunikation. Und es sind hoch soziale Vögel. Das bedeutet, dass dieses Gegacker nach der Eiablage in diesem Zusammenhang gesehen werden muss. Von Hans-Heiner Bergmann