Klimawandel bringt Granatäpfel nach Staufen

Wärme liebende Obstbäume

Klimawandel: Ein Landwirt im Breisgau baut jetzt Granatäpfel an

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Peter Steffe

Obstbauer Martin Geng in Staufen im Breisgau geht wegen des Klimawandels einen radikalen Weg. Er sucht und pflanzt Obstbäume, die es wärmer und trockener mögen - wie Granatäpfel.

20 Hektar ist Martin Gengs Obstparadies am Rand von Staufen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) groß. Liebevoll pflegt er dort alte Obstbaumbestände. Vor Kurzem hat er kontrolliert, ob Nachtfröste und Hagel den Äpfeln geschadet haben. Aber alles ist gut gegangen. Viel größere Sorgen machen ihm die zunehmend heißen und trockenen Sommer. Die Äpfel bleiben zu klein und die Kirschen verbrennen. Bei den Kirschen merke man es schon, sagt der Obstbauer aus Staufen. Es werde immer komplizierter, weil es die letzten Jahre während der Kirschernte schon meist über 30 Grad gehabt habe. Aus Gengs Sicht habe die Kirsche keine allzu große Zukunft in unseren Breiten.

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Obstbauer sucht hitzeresistente Pflanzen

Obstbauer Martin Geng hat in seinem Betrieb eine kleine Privat-Baumschule in Staufen. Am Boden stehen reihenweise Töpfe mit exotischen Baumsetzlingen wie Pekanüsse, Pistazien und Bitterorangen. Und in dritter Reihe: junge Granatäpfel. Parfianca aus Turkmenistan steht auf den kleinen Plastikschildern, Usbekischer, Türkische Güleyse. Daraus will Geng die beste Sorte für den Breisgau finden. "Da haben wir zehn verschiedene Sorten, die sowohl winterhart sind, aber auch gut Sonne und Wärme ertragen und mit wenig Wasser auskommen." Einige bleiben jetzt noch ein Jahr im Topf und dann, hofft Geng, dass in vier oder fünf Jahren die ersten Früchte geerntet werden können.

Experimentieren für die Zukunft

Die Zukunft, die er für sich sieht, wächst schon ein paar Schritte weiter in seiner Privat-Baumschule. Bäume mit exotischen Blüten, wie kleine braune Hütchen, PawPaw. PawPaw, kommt aus Nordamerika, verträgt laut Geng Temperaturen bis minus 25 Grad. Er vertrage auch gut die Wärme im Sommer, so Geng. Es sieht aus wie Mango, schmeckt aber wie Pfirsich, Aprikose und Vanille. Martin Geng arbeitet streng ökologisch, ganz ohne Spritzmittel. An jedem Baum hängen kleine Tontöpfe für Marienkäfer und Ohrwürmer, die die Läuse in Schach halten. Das funktioniere auch bei den Kaki-Bäumen, die er vor Jahren vom Mittelmeer geholt hat, sagt er. Mittlerweile seien es schon 60 Kaki-Bäume und in der Richtung werde man sich stärker positionieren müssen. Es nutze ja nichts, immer nur zu jammern, erzählt Geng.

Anpacken statt jammern

Der Obstbauer aus Staufen experimentiert gemeinsam mit seinem Sohn an den verschiedenen Sorten. Damit sie auch in Zukunft Äpfel ernten können, hat er sich auf Sizilien hitzeverträgliche Apfelstecklinge besorgt und damit seine Apfelbäume veredelt. Das gesamte Obst vermarktet die Familie Geng über ihren Hofladen. Das Geschäft laufe, sagt Gengs Sohn Johannes. Er erlebe im Laden, zum Beispiel für die PawPaw, eine wahnsinnig große Nachfrage. Die Leute freuen sich, eine regionale gewachsene, aber dennoch exotische Frucht kaufen zu können.

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