Hobbywinzer retten Steilllagen.

Weinberg statt Schreibtisch

Hobby-Winzer kämpfen gegen kaputte Mauern und Brombeeren

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Weinbaubetriebe geben immer mehr steile Weinberge aus Kostengründen auf. Ehrenamtliche wollen sie erhalten und verbringen in den sogenannten Steillagen einen Teil ihrer Freizeit.

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Hans-Dieter Vogelgsang steht auch dieses Jahr wieder im Weinberg in Benningen (Kreis Ludwigsburg). Er erntet Weintrauben und das, ohne für seine Arbeit Geld zu bekommen - bei dem früheren Diakon könnte man auch von einem "Gotteslohn" sprechen. Denn für ihn ist die Arbeit im Weinberg ein Hobby. Seit drei Jahren zählt Vogelgsang zu den „Wengertern auf Probe“.

"Es ist eine gute Arbeit, das ist eine interessante Arbeit, da wird was produziert, da wächst was, da entsteht was. Und die Gruppe, die hier einen unterstützt, in allen Arbeiten und Fragen, das ist eine schöne Gemeinschaft."

Weinberge: Steillagen machen viel Arbeit

Wie in Benningen startet in diesen Tagen überall im Land die Weinlese. Besonders anstrengend ist das in Steillagen wie am Neckar im Kreis Ludwigsburg: Denn im Vergleich zu normalen, "pflegeleichten" Weinbergen ist hier für die Bewirtschaftung etwa der fünffache Zeitaufwand notwendig. Deshalb geben immer mehr Winzer diese Hänge auf.

In Benningen versuchen rund 50 ehrenamtliche Hobbywinzer mit dem Projekt „Wengerter auf Probe“ gegenzusteuern und die Steillagen zu retten. Sie bewirtschaften drei Hektar und damit mehr als ein Viertel der Weinberge von Benningen. Gegründet wurde es von Martin Heim und dessen Vetter Werner Widmaier.

"Wenn eine Kulturlandschaft wie diese kaputt geht, dann wird sie nie mehr aufgebaut. Sie ist dann ein für alle Mal kaputt - denn es gibt keine Leute mehr, die Trockenmauern machen."

Hobbywinzer retten Steilllagen.
Martin Heim ist Mitgründer von "Wengerter auf Probe".

Brombeeren und Weinbau vertragen sich nicht

Die Steinmauern werden im Laufe der Jahre brüchig. Das liegt auch an Brombeeren - "das Schlimmste, was passieren kann", sagt Heim über die wuchernden Sträucher. Denn ihre Wurzeln sprengen auch das Gemäuer in den Weinbergen. Damit es nicht soweit kommt, müssen die Brombeeren zurückgedrängt und die Mauern erhalten werden.

"Wenn hier kein Weinbau mehr betrieben wird, dann wachsen Brombeeren. Die Wurzeln sprengen alles, die Mauern fallen ein und da macht keiner mehr was, denn Brombeeren sind das Schlimmste, was passieren kann."

Deshalb kümmert sich das freiwillige Weinberg-Team auch um die Mauerpflege. Neben dem ehemaligen Diakon Hans-Dieter Vogelgsang gehören auch EDV-Experten, eine Krankenschwester und eine Anwaltsgehilfin dazu. Die meisten in der Gruppe sind im Ruhestand und suchten nach einer sinnvollen Aufgabe.

Hobbywinzer retten Steilllagen.
Frewillige helfen unbezahlt in Steillagen mit.

Viele Weinbaubetriebe haben die Arbeit in den Steillagen dagegen schon aufgegeben, berichtet Bernhard Schnaufer. Diese Entwicklung setze sich weiter fort. Denn weil die Handarbeit zu aufwendig und deswegen zu teuer sei, lohne sich die Bewirtschaftung der steilen Hänge nicht.

"In der Situation, wo wir gerade sind, ist es absolut nicht mehr wirtschaftlich. Die (Betriebe) legen zum Teil drauf."

Nach dem Rückzug der Weinbaubetriebe aus immer mehr Steillagen versuchen die freiwilligen Helferinnen und Helfer einzuspringen. Die „Wengerter auf Probe“ haben sogar gelernt, kaputte Trockenmauern wieder aufzubauen. Mit der richtigen Vorgehensweise dürften sie anschließend sogar einige Jahrzehnte halten - vorausgesetzt, die gefürchtete Brombeere mit ihren starken Wurzeln macht ihnen keinen Strich durch die Rechnung.

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